Einige Probleme der Reliefdarstellung mit Isohypsen auf Karten kleinen Maßstabes

 

Dr. Mátyás Márton

Cartographia

 

Csáti Ernő (szerk.): Hungarian Cartographical Studies. Hungarian National Comitte, International Cartographic Association, Budapest, 1989

CERTAIN PROBLEMS OF RELIEF REPRESENTATION BY CONTOURS ON SMALL-SCALE MAPS német változata

 

 

Die topographische Vermessung unserer Erde kann auch im Falle des Festlandes nicht als beendet betrachtet werden. Trotzdem, wenn wir den Datenbedarf der Karten kleinen Maßstabes prüfen, reicht die zur Verfertigung der Geländedarstellung zur Verführung stehende Information aus.

 

Es sieht anders im Falle der Meeres- und Ozeangebiete aus. Hier wurden eingehendere Vermessungen (1:20 000—1:200 000) vor allem aus wirtschaftlichen Gründen durchgeführt: im küstennahen Bereich (Häfen), Schelfen (Erschließung von Lagerstätten von Erdöl, Erdgas und Mineralien) und in der engeren Umgebung von Inseln und Sandbänken (Schiffahrt). Auf Gebieten des offenen Meeres wurde eingehendere Vermessung nur in Regionen durchgeführt, die für einzelne wissenschaftlichen Gesichtspunkte als interessant gehalten wurden. Nur zum Teil sind hier einzureihen die Karten, die mit der modernsten Methode, der sog. Streifen- oder Flächenvermessung verfertigt worden sind.

 

Heutzutage werden die Daten der Meerestiefen vermessungen zivilen Zweckes auf Kartenblättern 1:1 000 000 gesammelt (Plotting Sheets) und durchschnittlich alle 15 Jahre als Kartenserie l:10 000 000 (bzw. l:6 000 000) veröffentlicht (GEBCO = General Bathymetric Chart of the Oceans).

 

Über die direkte Vermessung hinaus haben heutzutage auch solche Methoden eine große Bedeutung im Kartieren des Reliefs des Tiefseebeckens, welche nur geschätzte Daten liefern und nur unter gewissen vorausgesetzten Kriterien annähernd gutes Ergebnis bringen.

 

Die Geländedarstellung mit Isolinien und das Generalisieren

 

Aus dem Gesichtspunkte unseren Themenkreises können wir die Isolinien in zwei Gruppen einteilen: die das Festland representierenden Höhenlinien (Isohypsen) und die die Meerestiefen—das Meeresbodenrelief—darstellenden Tiefenlinien (Isobathen).

 

Die Reliefdarstellung mit Isohypsen ist heutzutage die verbreiteste Methode der bildlichen Darstellung der Oberfläche des Festlandes, bzw. der Grund der Mehrzahl der sonstigen Darstellungsmethoden. (z. B. Höhen- und Tiefenschichtenfarben, Schummerung, Schwungschraffen usw.) Die Genauigkeit der Karte wird also—aus dem Gesichtspunkte der Geländedarstellung—durch die richtige Redaktion der Isolinien entscheidend beeinflußt. Je kleiner aber der Maßstab der zu verfertigenden Karte ist, muß die darzustellende Geländedarstellung mit umso weniger und umso mehr „gekämmten”, glatten Isoliniendarstellung das dem Wahrhaften annähernde Bild wiedergeben. Der Kartenredakteur erreicht das—im Laufe der Herstellung der Karte—durch die Gestaltung der Regeln des Generalisierens und durch dessen konsequente Anwendung.

 

Das Generalisieren ist eine subjektive Tätigkeit und bleibt auch—leider—noch eine Zeit lang so. Man kann zwar manche Dinge numerisch bestimmen: z. B. daß im Falle der Maßstabreduzierung wieviel Prozent der Namen, der Täler oder anderer Objekte ungefähr wegzulassen sind, aber welche diese sein sollen, kann man keine konkrete Antwort geben. Der objektive Grund des Generalisierens ist der Mensch selbst, das beschränkte geowissenschaftliche—kartographische, physische, geologische geophysische, morphologische usw.—Wissensmaterial des Redakteurs!

Die räumlichen Formationen des Geländes besitzen vertikale und horizontale Komponenten. Die Fragen des Generalisierens sind dementsprechend in zwei Gruppen zu teilen:

 

Das Generalisieren im vertikalen Sinne bedeutet die Bestimmung der darzustellenden Isolinienwerte, d. h. der zur Darstellung ausgewählten Niveauflächen. (Die Schnittlinien der so ausgewählten Niveauflächen mit dem wirklichen Terrain ergeben die Isolinien.)

 

Das Generalisieren im horizontalen Sinne bedeutet auf den zur Darstellung ausgewählten Niveauflächen die Bestimmung des Ablaufs der Isolinien—als Flächenkurven —, genauer gesagt, wie die auf der Karten gezeichneten Linien—nach welchen Prinzipen—von den „wirklichen”·Kurven abweichen dürfen. (Im klassischen Sinne versteht man vor allem unter dem Generalisieren des Geländes: die richtige Gestaltung der Linienführung.)

 

In beiden fällen geschieht das Generalisieren durch mehr oder weniger subjektiven Anwendung gewisser Regeln mit dem Zweck, daß die Geländedarstellung der Karte innerhalb der durch den Maßstab bestimmten Grenzen das an die Wirklichkeit gut annähernde Bild des Geländes der Erde wiedergebe.

 

Das Generalisieren im vertikalen Sinne

 

Die Wichtigkeit der richtigen Auswahl der Niveauflächenserie, die dem Ziel der Kartendarstellung entspricht und dem Gelände des darzustellenden Gebietes gut angepasst, wird von den meisten Autoren betont. Um die Frage besser beantworten zu können, steht hier folgende Abbildung:

 

Hieraus ist ersichtlich, daß bei Vorführung kleiner Gebiete die Möglichkeit zur zweckmäßigen Auswahl solcher Niveauflächen gegeben ist, die die „treue” Abbildung der Wirklichkeit ermöglichen. Eine andere Situation ist, wenn man in kleinem Maßstab große Gebiete (Kontinente, Ozeane) oder sogar die Oberfläche der ganzen Erde darzustellen beabsichtigt.

 

Eduard Imhof zählt z. B. in „Kartographische Geländedarstellung” (Walter de Gruyter et Co., Berlin, 1965) für die Darstellung der Kontinente sechs verschiedene Lösungen auf. Unter diesen hält er für die beste die Niveauflächenserie mit dem Wert, der nach geometrischer Progression parallel mit der zum Meeresspiegel verglichenen Höhe steigt. Dagegen hielt er für die in der Praxis ungeeignete Lösung „die Stufen von gleicher Ausdehnung”, diese Methode erwähnt er nur wegen ihren theoretischen Merkwürdigkeit, „da dieser innerhalb der flachen Gebiete auf die Notwendigkeit einer viel detaillierteren Aufteilung aufmerksam macht. Im späteren weisen wir darauf hin, daß diese zwei Methoden im Falle der Wahl von entsprechenden Parameters zu nahezu gleichem Ergebnis führen.

 

Zur Darstellung der Meeresgebiete veröffentlicht Imhof zwei Abbildungen. Die eine stellt die auf den allgemeinen—physischen Karten vorkommenden Tiefenstufen dar, die andere die auf den Karten von großem Maßstab der Schelfgebiete angewandten Tiefenstufen, Niveauflächen. Nachher faßt er in einer Tabelle die Niveauflächen zusammen, die er für die Karten vor verschiedener Maßstabgruppe empfiehlt.

 

Geleitet von der Überzeugung, daß die mit dem Meereswasser bedeckte feste Erdoberfläche—was die Gegliedertheit, die Verschiedenartigkeit anbelangt—mit der des Festlandes vergleichbar ist, haben wir—wenigstens aus theoretischem Gesichtspunkte—richtige Lösung zur einheitlichen Darstellung der Festland- und Meeresgebiete gesucht. Nach unserer Auffassung ist nämlich der Meeresboden nur deshalb so ungegliedert auf unseren Karten, da die dargestellten Niveauflächen selten vorkommen. Das zu beweisen, haben wir Tabelle I. (nach Imhof) versuchsweise den (festländischen) Karpatenbecken mit dem (ozeanischen) Iberischen-Becken verglichen auf der Art, daß wir zuerst die Tiefenlinien beim Iberischen-Becken gezeichnet haben, die im Vergleich zum Grundniveau des Beckens gleiche Niveauflächenserie bilden, welche bei der Darstellung des Karpatenbeckens üblich ist: Tabelle II.

 

Nachher haben wir beide Karten mit den für die Darstellung der Meeresgebiete üblichen, 1000 m, sowie 2000 m Niveauflächenabständen entsprechenden Isohypsen geschildert. Beim letzteren wurde der physische Charakter (der Becken) des Karpatenbeckens völlig unerkennbar, d.h. die Anwendung der Niveauflächenabstände von 2000 m kann man auch Karten kleunen Maßstabes nicht zumuten, nicht einmal bei der Darstellung von tiefozeanischen Gebieten!

 

Die Aufgabe ist also, solche Niveauflächenserie zu bestimmen (wenigstens theoretisch), die auch bei ozeanischen Gebieten ein dem festländischen ähnlich detailliertes Bild ergibt. Auf den zuvor von Imhof übernommenen Abbildungen haben wir gesehen, daß bei solchen Analysen im allgemeinen hypsographische Kurve verwendet wird. Es muß aber bemerkt werden, daß die Kurve in dieser Form weniger geeignet ist, richtige Folgen zu ziehen.

 

Eine Progression, die die Häufigkeit der durch die Umwandlung der hypsographischen Kurve erreichbaren Höhen- und Tiefenwerte auf der Erdoberfläche darstellt, ist für uns deshalb wichtig, weil es dadurch leicht zu veranschaulichen ist (s. gestrichelte Linie), daß sich die Verteilung der verschiedenen Tiefen auf den ozeanischen Gebieten nicht so einfach ändert, wie die der festländischen Höhen. Dies läßt schon an und für sich vermuten, daß zur der festländischen ähnlich detaillierten Darstellung des Meeresbodengeländes mehr Isohypsen notwendig sind.

 

Die viel zu strenge mathematische Annäherung der auszuwählenden Niveauflächen ist deshalb nicht zweckmäßig, da die Bruchwerte kaum darstellbar sind. Laßt uns also unter weniger exakten Bedingungen einen Versuch machen: es sei die gewählte Niveauflächenserie derart, daß das Gebiet, das unter der zu ihm gehörenden Intervall fallenden Häufigkeitskurve ist, zu jedem Element nahezu gleich sei. Zur leichteren Berechnung brauchen wir eine solche Angabenreihe, die zahlenmäßig beweist, wieviel Prozent der Gesamterdoberfläche zu gewissen Höhen- und Tiefenintervallen gehöre. Die Angaben der ersten drei Kolumnen der Tabelle III.

 

Tabelle III. entnahmen wir aus dem Werk von Eugen Seibold „Der Meeresboden” (Springer Verlag, Berlin, 1974). Laßt uns zu einem ziemlich kleinen (zu den Angaben gut passenden), etwa 3 % großen „Erdoberflächenstück” eine Niveaufläche zuweisen (s. das Prinzip der Stufen gleichen Gebietes von Imhof). Da ergeben sich bei den verschiedenen Intervallen ungefähr die in der vorletzten Kolumne der Tabelle figurierenden Niveauflächenzahlen. Die letzte Kolumne der Tabelle enthält die möglichen Niveauwerte.

 

Wie daraus ersichtlich, haben wir die Methode—„Stufen gleichen Gebietes”—verwendet, die Imhof in der Praxis für ungeeignet hält. Und diese ergab für die festländischen Gebiete ein von ihm richtig gehaltener Methode ähnliches Ergebnis. Es ist zwar richtig, daß die nach der völlig regelrechten geometrischen Progression steigende Reihe die folgende wäre: (0), 25, 50, 100, 200, 400, 800, 1600, 3200, 6400, aber Imhof selbst hat deshalb „nachgegeben”, um die in. der Praxis eher verbreiten Niveauwerte zu verwenden: (0), 200, 500, l000, 2000, 4000 m. Das von uns angewandte Verfahren macht uns noch mehr aufmerksam auf die Notwendigkeit der detaillierteren Aufteilung innerhalb flacher Gebiete, betont anhand des Verfahrens „Stufen gleichen Gebietes” von Imhof. Das ist aber auch für die Darstellung ozeanischer Gebiete gültig! Und das wird auch besonders betont bei den ozeanischen Gebieten zwischen —3000—6000 m.

 

Es ist offensichtlich, daß im Mangel entsprechend detaillierter Angaben das erreichte Ergebnis nur von theoretischer Bedeutung ist. Trotzdem ist es wichtig aus jenem Gesichtspunkte, daß es die Auffassung unterstützt, daß der Meeresboden auf unseren Karten nur deshalb so ungegliedert und flach ist, weil die dargestellten Niveauflächen selten sind. Das macht außerdam auch darauf aufmerksam, was für Prinzipien im Interesse der richtigen Darstellung des Meeresbodenreliefs zu verfolgen sind, wenn wir schon über reichliche Tiefenangaben verfügen. Es weist andererseits auch darauf hin, dass ohne gezeichnete Tiefenlinien—bloß durch die Tiefenschichten—die Darstellung des Meeresbodenreliefs in entsprechender Qualität unvorstellbar ist, also innerhalb einzelner mit slebständiger Farbe gekennzeichneten „Tiefenschichten” müssen weitere Hilfstiefenlinien im Interesse der exakteren Darstellung der Geländeformationen verwendet werden. Natürlich ist diese Feststellung auch für die Gebiete des Festlandes zwischen 0—200 m gültig, wo wir heutzutage über die notwendigen Angaben bereits verfügen!

 

Wir müssen also auf unseren Karten solche Darstellungsmethode verwenden, welche die in der jetzigen allgemeinen Praxis angewandten, eingeführten Niveau- und Tiefenlinien—als Farbgrenze benützend—„hervorhebt”, gleichzeitig werden die Isohypsen nach Bedarf als Hi1fsisohypsen verwendet, die zu den in der letzten Kolumne der Tabelle III. figurierenden Niveaus gehören.

 

Das Generalisieren im horizontalen Sinne und die Großformationen des Meeresbodens

 

Die Regeln des qualitativen und quantitativen Generalisierens für den Lauf der Isohypsen des festländischen. Geländes, der Küstenlinien der Seen und der Stromflüsse sind ausführlich entworfen. Dasselbe gilt auch im Falle des Generalisierens der Küstenlinien der Ozeane und Meere. Während sich aber die Prinzipien des Generalisierens des festländischen Geländes—im Besitz der strukturellen, genetischen, morphologischen Kenntnisse—im breiten Kreise verbreiteten, existieren zur Darstellung des Meeresbodenreliefs noch keine entsprechend entwickelten, allgemeinen Regeln des Generalisierens. Dies werden durch zahlreiche Karten, Kartenwerke bewiesen, z. B. auch das GEBCO, wo die Bearbeitung der Kartenblätter der 5. Ausgabe (Canadian Hydrographic Service, Ottawa, 1975—1982) nicht einheitlich ist.

 

Die neuen geowissentschaftlchen Kenntnisse sind zur Herstellung einer guten Karte nicht nur im Laufe der Redaktion, sondern schon bei der Auswahl der entsprechenden Grundmeterialien unerläßlich notwendig. Bei der Gestaltung des Meeresbodenreliefs erreichen die auf der Erde wirkenden endogenen (inneren, tektonischen) und exogenen (äußeren) Kräfte andere Ausmasse und Wirkungen, wie auf dem Festland. Daraus ergibt sich, daß die Regeln des Generalisierens des Festlandreliefs zur Darstellung der Meeresgebiete nicht automatisch verwendbar sind.

 

Die Plattentektonik erschloß die entscheidende Bedeutung der tektonischen Kräfte in der Formung des Meeresbodengeländes—durchaus im Entstehen der Ozeane. Anfangs der 60er Jahre kam allmählich die Wichtigkeit der äußeren, exogenen Kräfte, Prozesse ans Tageslicht. Früher kamen die Becken der Ozeane, Meere—als „letzte Erosionsbasis”, die Gebiete unterhalb des Meeresspiegels—nur als riesige sedimentsammelnde Zonen unserer Erde in der Literatur vor.

 

Die Rolle der exogenen Kräfte kann aber in der Gestaltung der Reliefsformationen unterhalb des Meeresspiegels auch nicht vernachlässigt werden. Auf den Küstenlandschaften, den Schelfen wird durch die Kräfte der Gezeiten, die Meeresströmungen an der Küste, die jeweiligen Klimaverhältnisse (Korallen, bzw. kontinentales Eis: Gletscher, Scheleis); am Kontinentalabhang und Kontinentalsocken durch die zeitweise herabstürzenden Schlammströmungen; auf den Tiefseegebieten jedoch durch die Tiefseeströmungen, die sich von den Polargebieten gegen die Äquatorialgewässer bewegen, die ausgestaltete Formation geändert, welche von tektonischen Kräften zustande gebracht und von der Sedimentation verschiedener Größe abwechslungsvoll gemacht wurde.

 

Eine mögliche Annäherung der Systematisierung der Meeresbodenformen kann auf großstrukturell-morphologischem Grund erfolgen. In diesem Sinne können wir von drei großen Einheiten sprechen:

         a) die kontinentalen Randgebiete oder Kontinentalränder

         b) die Tiefseebecken oder der Tiefseeboden

         e) die mittelozeanischen Rücken

(Heezen, B. C.—Menard, H. W.: Topography of the Deep See Floor. in: The Sea (Vol. 3.) John Wiley and Sons, New York, 1963).

 

            a) Aus strukturellem Gesichtspunkte kann man die Kontinentalränder in zwei Sorten unterscheiden u. zw. aktive und passive. Zum aktiven Rand (pazifischer Typ) gesellt sich eine Subduktion—d.h. eine Lithosphärenplatte schiebt sich unter die andere. Sie ist gekennzeichnet durch einen verhältnismäßig schmalen Schelf, einen im Vergleich zum durchschnittlichen steileren Kontinentalabhang, sowie den den Kontinentalsocken „einnehmenden” Seegraben. Interessant ist der Aufbau des Pazifischen Ozeans, wo sich der „mittelozeanische” Rücken im allgemeinen in der Nähe des amerikanischen Kontinents erstreckt (an manchen Stellen schob sich sogar darunter!). Hier am Rande des Kontinents ziehen sich die ozeanischen Gräben (Subduktionszonen). Während auf der anderen Seite des Rückens sind sie entfernt, in der Nähe des asiatischen Kontinents sind sie auf der Ostsite von zahlreichen Inselbögen zu finden.

 

Der passive Rand (atlantischer Typ) kann mit breiterem Schelfgebiet, mit weniger steilem Kontinentalabhang und gut entwickeltem Kontinentalsocken gekennzeichnet werden. Die Böden von kontinentaler Kruste bewahrten nachdrücklicher die Spuren der durch Spaltung entwickelten Struktur (Spaltung ist eine Grabenbildung entlang der Bruchlinien, entstanden gelegentlich der Zerstückelung, „des Auseinanderdriftens” der Kontinente, welche die Ausbildung der stufenartige Struktur erwirkt.)

 

An den Kontinentalrändern ist die umfangreiche Anhäufung des vorwiegend festländischen, sog. terrigenen Sediments und die Gestaltung der mit der Anhäufung und dem Sedimenttransport zusammenhängenden Reliefformen kennzeichnend.

 

Das Gebiet des Schelfs, des Kontinentalabhanges und des Kontinentalsockens wird zu den Kontinentalrändern gezählt.

 

         b) Das Gebiet der ozeanischen Gräben—am Kontinentalrand pazifischen Typs—bzw. der gut entwickelte Kontinentalsocken (mit dem von Fal1 zu Fall vorkommenden Tiefseehügelland)—am Rande der kontinentalen Randgebiete pazifischen Typs—bedeutet den Übergang zum in 4000—6000 m tief liegenden Tiefseebecken, der durch eine Reihe der von positiven Meeresbodenreliefformen getrennten Becken gebildet wird. Auf den Randteilen der Tiefseebecken nach dem Fest1and zu—bei dem atlantischen Typ—ist auch die Anhäufung des Sediments kontinentalen Ursprungs charakteristisch, die allmählich ihren Platz den Tiefseesedimenten überläßt. Bei den Becken dagegen, die neben dem Kontinentalrand pazifischen Typs liegen, halten die ozeanischen Gräben den Großteil des Sediments kontinentalen Ursprungs auf, der mit dem von ozeanischen Platten gelieferten Tiefseesediment gemischt in der Subduktionszone verschluckt wird. (An den asiatischen Küsten des Stillen Ozeans können die Sedimente „richtigen” kontinentalen Ursprungs wegen der Inselbögen gar nicht zu offenen Seegebieten geraten. Dagegen wartet auf die Sedimente von den Inselbögen stammenden kontinentalen Ursprungs ebenfalls das vorher geschilderte Schicksal.) Auf den Gebieten der Tiefseebecken gegen den mittelozeanischen Rücken zu dominieren schon eindeutig die Tiefseesedimente.

 

Aus genetischem, strukturellem. Gesichtspunkte ist das Gebiet der Tiefseebecken ozeanischen Ursprungs.

 

Innerhalb der Tiefseebecken, bzw. auf deren Randgebieten kommen selbständige Tiefseekuppen, großräumige Gruppen von Tiefseekuppen, seismisch inaktive Rücken und andere positive und negative Geländeformationen vor.

 

         c) Die zentralen Gebiete der mittelozeanischen Rücken sind die Stätten der Entstehung der neuen ozeanischen Kruste. Der Achse des Rückens nahekommend sind die Sedimente immer dünner, in der Nähe der Zentralspalte befindet sich dagegen praktisch noch keine Sedimenthäufung. Die Differenzen in der Driftgeschwindigkeit kommen auch in den strukturellen-morphologischen Formen zum Ausdruck, so in der Rutschung verschiedenen Masses von Krustenpartien, bzw. in den Differenzen des morphologischen Erscheinens der Zentralspalte (in gewissen Fällen in deren vollem Mangel usw.) Auf diesen Gebieten sind die von den primären, tektonisch-vulkanischen—nennen wir es: rückenbildenden—Prozessen zustande gebrachten Geländeformen die herrschenden, welche das Tiefseesediment, im Vergleich zu der Rückenachse nur bei den größeren Entfernungen „feinert”, nachher immer mehr bedeckt.

 

Die Umfangsbeschränkungen dieser Studie ermöglichen nicht, daß wir uns mit der detaillierteren Beschreibung der kleineren Formen innerhalb der einzelnen großstrukturellen morphologischen Einheiten beschäftigen. Auf die Besprechung einiger grundlegenden Fragen—gerade im Zusammenhang mit der kartographischen Darstellung der Rückengebiete (als eine der meist kritischen Zonen)—müssen wir noch zurückkommen.

 

Die kartographische Extrapolation und das Generalisieren der Gebiete der Rückenlandschaften

 

Wenn wir die GEBCO-Kartenblätter prüfen, fällt es schnell auf, in wie kleiner Anzahl der Tiefenlinien man bedürfe, auf einigen Gebieten. des Weltmeeres die Isobathen zu redigieren. Die Quellenverzeichnisse der Blätter weisen auch oft darauf hin, daß man zur Bestimmung der Isobathen auch weitere geowissenschaftliche, geophysische Quellenwerke benutzt hat.

 

Auf den einzelnen Blättern wurden auch die Gebiete markiert, über welche auch detailliertere Karten von größerem Maßstab zur Verfügung standen. Diese Vermessungen in großem Maßstab von stark reduziertem Umfang und in verhältnismäßig kleiner Anzahl stammen glücklicherweise von Gebieten der Ozeane, die verschiedene strukturell-morphologische Eigenschaften representieren. Durch Inanspruchnahme dieser, sowie anderer geowissenschaftlichen, geophysischen Datensysteme können die Geländedarstellungen weniger bekannten, aber aus strukturell-morphologischem Gesichtspunkte „verwandter” Gebiete—mit Hilfe der kartographischen Extrapolation—verfeinert werden.

 

Laut dem Ungarischen Erläuternden Handwörterbuch bedeutet die Extrapolation: ungefähre Bestimmung der Werte außerhalb der Beobachtung durch Generalisieren der Gesetzmäßigkeiten der Erfahrungswerte.

 

Die kartographische Extrapolation ist nicht anders, als Benutzung geowissenschaftlicher-geophysischer Angaben und Kenntnisse im Interesse der einheitlichen kartographischen Darstellung des Weltmeeres in kleinem Maßstab mit Isobathen: eine derartige Umbildung, Verfeinerung der aus gemessenen Tiefenangaben durch regelrechte Interpolation erhaltenen Isobathenzeichnung, die eine von großstrukturellen Formen ausdrucksvollere Darstellung des geographisch–morphologischen Erscheinens ergibt. Das Wesen besteht darin, daß der Formenschatz der aus kartographischem Gesichtspunkte eingehend vermessenen Gebiete aufgrund von geowissenschaftlich-geophysisch gemeinsamen Charakteristika auf weniger entwickelte Gebiete „projiziert”. Der Grund ihres Existenzrechtes ist das kleine Maßstab: bei solchen Karten ist nämlich in erster Linie das primäre Ziel die Hervorhebung der morphologisch-strukturellen Eigenschaften, die Meßbarkeit ist sekundär. (Wenn es nicht so wäre, könnten wir zum Beispiel einen großen Teil der Fjorde auf unseren Karten kleinen Maßstabes—oft über Maß—gar nicht schildern. Das Anwendungsgebiet der kartographischen Extrapolation beschränkt sich auf die Rückenlandschaft und ihre engere Umgebung, dies ist nämlich das Gebiet, wo die Tiefseesedimentation die sich entwickelnden primären strukturellen Formen noch nicht oder nur in kleinem Umfang bedeckt (aber nicht völlig zugedeckt und im wesentlichen nicht umgestaltet) hat.

 

Das praktische Verfahren kann—z. B. in Kenntnis des genauen Ortes und. des Herdmechanismus der Erdbeben—folgendermaßen dargestellt werden:

Die auf dem Gebiet des Mittelozeanischen Rückensystems erscheinende seismische Aktivität beschränkt sich auf die Zentralspalte und die Strecke der Querbrüche zwischen den Rückenachsen (den Rücken zerstückelnde querlaufende Brüche). Unsere durch die Karten großen Maßstabes unterstützte Erfahrung verallgemeinernd: der Querbruch ist eine talartige Formation, es kann auf den durch die regelmäßige Interpolation der gemessenen Tiefenangaben erhaltenen, gleich verlaufenden Isobathyen, auf der Stelle und in der Richtung der durch geophysische Messungen erwiesenen Querbrüche eine Talformation gezeichnet werden.

 

Aus genetischem Gesichtspunkte sind die mittelozeanischen Rücken die Stätten der Formung des neuen Meeresbodens. Aus morphologischem Gesichtspunkte ist die Eigenschaft des „Gebirgsystems”, daß sie von den auf die Achse des Rückens (nahezu) vertikalen Bruchzonen den Querbrüchen auf kleinere Strecken gegliedert werden. Die meist grundsätzliche Frage des Generalisierens der Gebiete der Rückendlandschaften ist, daß diese charakteristischen Richtungen auch noch beim Generalisieren großen Maßstabes beibehalten werden sollen. Aus einer Partie des 5.l2 GEBCO Blattes ausgehend ist die richtige und unrichtige Lösung des Generalisierens auf unseren Abbildungen zu sehen.

 

In Zusammenhang mit der Schilderung der Rückenlandschaften machen wir noch auf eine wichtige Erscheinung aufmerksam: eine definitive Differenz muß gemacht werden zwischen den Rückenstrecken, die sich auf den Plattengrenzen von kleiner und großer Driftgeschwindigkeit entwickeln. Auf den Gebieten von kleiner Drift meldet sich eindeutig die Zentralspalte und es muß auch noch in kleinem Maßstab geschildert werden. Dagegen ist der Rücken auf den Gebieten. von großer Drift—hinsichtlich des Durchschnittes—eher sanft absteigend, von kleinerem Neigungswinkel und das geschmolzene Mantelmaterial strömt aus der Tiefe der Erde längs dünner Risse, die in kleinem Maßstab überhaupt nicht darzustellen ist. Der Unterschied ist noch mehr auffallend, wenn man die auf die Rückenachsen nahezu vertikalen Schnitte beobachtet.

 

Zusammenfassung, Schlußfolgerungen

 

Die Untersuchung des Reliefs der in unserem Lande in kleinem Maßstab veröffentlichten Karten, Atlanten, hergestellten Globen—aber auch die Untersuchung zahlreicher ausländischer Kartenwerke—führt zur Feststellung, daß die Darstellung der flachen Gelände der Kontinente unsorgfältig, schematisch ist, die schamtische Darstellung der Seegebiete wiederum generell ist.

 

Der wahre Grund dafür ist, daß das Generalisieren in vertikalem Sinne, d. h. die Auswahl der dargestellten Niveauflächen ungeeignet ist.

 

Die in der bisherigen Praxis angewandte Dichte der Isolinien ist für die entsprechend detaillierte Darstellung des Reliefs nicht einmal auf den Karten in kleinem Maßstab genügend. Es ist beweisbar, daß im Interesse des besseren Ausdrucks der Reliefformen auch am Kontinent, aber besonders am Meeresboden im Vergleich zum jetzigen Verfahren wesentlich mehrere Isolinien nötig sind. Gleichzeitig braucht man noch auch bei Ozeanregionen die entsprechenden Regeln des Generalisierens in horizontalem Sinne (die Linienführung der Tieflinien) auszubreiten, manche Kartographen generalisieren die Tieflinien—mangels einheitlicher Regeln und Richtlinien—(auch sonst subjektiv) sehr verschiedentlich und dies verursacht eine wesentlich abweichende Reliefdarstellung.

 

Mit Hinsicht darauf, daß bei den Karten, die ausschließlich auf Höhenschichten und Tiefenschichten basiert sind, die Zahl der darstellbaren „Stufen” stark limitiert ist, ist diese Kategorie der Karten zur detaillierten, anspruchsvollen Darstellung des Reliefs nicht geeignet. In den veröffentlichten Kartenwerken findet man auch mehrere solchen Beispiele, wo die Geländedarstellung der Karte nicht einmal die Form der zum Meeresbodenrelief gehörigen Benennung aufweist.

 

Als Lösung empfiehlt sich die Möglichkeit, die in der bisherigen Praxis eingebürgerten, in der Darstellung „bevorzugten” Isolinienstufen (als Schichten) mit selbständiger Farbe zu trennen, aber innerhalb dieser im Interesse der Verwirklichung der genaueren Darstellung weitere Niveau- und Tiefenlinien (als Hilfsisolinien) zu verwenden.